Südschweden lässt sich für Caravan-Newcomer wie uns bestens bereisen und wir können dieses schöne Fleckchen Erde nur wärmstens empfehlen. Es folgt der erste Teil unseres Schweden-Berichtes in drei Akten.
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Kärnten, Gardasee, Bretagne – die Wahl für unseren ersten großen Sommer-Urlaub in unserem Wohnwagen (dem „Bro“), fiel uns wirklich nicht leicht. Eine kleine Rundreise mit mehreren Stationen sollte es sein; Meer sollte dabei sein, aber auch Wald; Berge wären schön, aber kein Muss; Für die Kinder sollte ein Highlight dabei sein, damit sich auch alle in der Familie auf den Urlaub freuen – Hmmmm?!!!! Am Ende fiel die Wahl auf keines der erstgenannten Ziele, sondern auf Südschweden.
Für unsere Schwedenreise haben wir drei Wochen zur Verfügung. Es gibt einige Pflichtprogrammpunkte, wie Ystad, Stockholm und die Astrid Lindgren Värld für das Kleingemüse. Mindestens zwei bis drei Nächte wollen wir jeweils an einem Ort bleiben, damit das Auf- und Abbauen nicht in Stress ausartet. Außerdem wollen wir die Option auf Verlängerung ziehen, falls es uns an einem Platz besonders gut gefällt bzw. den geordneten Rückzug antreten, wenn es so gar nicht für uns passt. Das heißt für die Planung: Keine Reservierungen bis auf die ersten zwei Nächte nach der Ankunft in Schweden (Stressfreie Akklimatisierung und so) und Stockholm (Hauptstadt+Tourihochburg+Sommerferien=Wer-hier-nicht-reserviert-ist-echter-Punk…sind wir nicht).
So sieht die geplante Route aus.
Ankunft in Trelleborg. Entlang der Südküste Richtung Stockholm – mit einem Abstecher über Vimmerby – und über den Vätternsee im Landesinneren wieder zurück in den Süden an die Küste.
Tag 1
Wir lassen es gemächlich angehen und bewältigen erstmal die Mörderstrecke Berlin-Rostock. (Möglichst) Stressfreies Reisen ist das oberste Gebot! Die Fähre verlässt Rostock um 7.30 in der Früh. Das wäre bei Abfahrt um 4.00 Uhr ab Berlin natürlich auch zu schaffen, aber Murphys Law haben wir quasi abonniert, daher lieber entspannt am Donnerstag in Rostock ankommen und nur einen Steinwurf entfernt vom Fährhafen übernachten. Dann kann mich Murphys Law mal. Übernachtet wird auf dem Campingplatz Baltic Freizeit in Markgrafenheide, dessen gefühlt einziger Pluspunkt die Nähe zum Fähranleger ist (Autofahrzeit 24 Min.) und wir somit fast sicher sein können, die Fähre am nächsten Morgen auch pünktlich zu erreichen. Der Platz wird noch an anderer Stelle besprochen, aber viel Gutes kann ich nicht berichten… zum Übernachten reicht es und wir fühlen uns zumindest Mückentechnisch auf das Beste vorbereitet: schlimmer als die örtliche, blutrünstige Mücken-Armada können die schwedischen Mücken nicht sein.
Tag 2
Der frühe Camper erwischt die Fähre! Der Wecker klingelt um 4.00 Uhr. Schlafwandelnd wird Kaffee gekocht und der Wohnwagen angekuppelt. Auf zur Fähre! Zu unserer Überraschung stehen wir in unserer Reihe in pole position – haben wir es womöglich doch etwas übertrieben mit dem frühen Vogel?
Als wir unseren Bro über die breite Rampe easy auf die Fähre ziehen, setzt ein freundlicher Nieselregen ein, der uns den Abschied von der Heimat erleichtert. Meine Angstvisionen wie wir unser 12m Gespann zwischen LKWs einparken ist völlig unbegründet. Man rollt locker in seiner Spur eine schöne Runde bis es nicht mehr weitergeht – fertisch! Angesichts der Uhrzeit habe ich beim Buchen des Fährtickets das Frühstücksbuffet gleich mitgebucht – naajaaa! Es haut einen nicht wirklich vom Hocker, aber wir trinken die stolzen €12 einfach mit jeder Menge Kaffee raus. Die restliche Fahrt verbringen wir auf dem Sonnendeck – den Regen haben wir ja in Rostock gelassen – und fahren mittags in Trelleborg entspannt von Bord.
Schweden gibt bei unserer Ankunft alles: blauer Himmel, schönster Sonnenschein,
blühende Wiesen und Felder. Die Folge? Nach 10km Fahrt sind wir schockverliebt! Wie kam es nur, dass wir Schweden bislang nicht so recht auf dem Zettel hatten?! „Nee, wat is dat schön hier!“ hätte meine selige Omi gesagt und denke ich mir. Trelleborg lassen wir zügig hinter uns und fahren Richtung Ystad. Östlich davon liegt unsere erste Station: Nybrostrands Camping. Beschaulich und schön gelegen am Ostsee-Strand, aber puhhh, ganz schön windig hier, dafür von Mücken weit und breit keine Spur. Kiek an! (Bro-Test Nybrostrands Camping)
Tag 3
Schon morgens steht der Wind steif auf unserem Bro und sprüht uns den Regen frontal ins Gesicht. Hmm, dann war wohl nur das Begrüßungskomitee in sonniger Stimmung. Wir lassen uns nicht unterkriegen und fahren einfach mit dem Auto statt den Rädern nach Ystad rein. Erstmal wird sich in Wallanders Lieblings-Konditori „Fridolfs“ mit Kaffee und ein paar Zimtschnecken gestärkt. Gut, hat zwar nur ein wenig mehr Charme als eine Bahnhofsbutze am Berliner Zoo, aber wenn Wallander drauf steht?! Was soll’s!
Ystad ist in jedem Fall einen Besuch wert: hübsche alte Häuschen, eine nette Fußgängerzone und mit ein wenig Glück stolpert ihr – wie wir – in eine kleine Ritterdarbietung zu Pferde.
Für den kleinen Hunger zwischendurch empfehlen wir dringend ein Roastbeef-Avocado-Sandwich bei Maltes Mackor in der Fußgängerzone von Ystad. Lasst euch nicht vom benachbarten Subways ablenken. Maltes Mackor hat viel mehr zu bieten!
Wir lassen beim örtlichen Supermarkt noch ein kleines Vermögen für einen Einkaufskorb voll nix – puh, doch ganz schön teuer hier alles – und sind pünktlich zum Sonnendurchbruch wieder am Platz und am Strand. Alles richtig gemacht!
Tag 4
Am vierten Tag unserer Reise schmeißen wir erstmal die geplante Route über Bord. Statt nach Åhus weiter zu fahren, verlängern wir um zwei Tage in dieser schönen Ecke und nehmen uns die Südspitze Skånes heute mal so richtig vor die Brust.
Stop: Hallomölla, Eljaröd/Skåne: Angeblich Skånes höchster Wasserfall. Was wir sehen, beeindruckt uns nur mäßig. Aber in Bezug auf Wasserfälle ist man im eher flachen Südschweden wahrscheinlich eh’ schnell mit Superlativen bei der Hand. Dafür gibt es jede Menge Himbeerbüsche, die sind auch super! Und wenn einen wie uns auf dem Weg weiter zum Stenshuvuds Nationalpark bei Kiwi das kleine Hüngerchen plagt: ab ins Kiviks Café & Bageri Hier lässt es sich nicht nur gut snacken, wir haben hier auch das mit Abstand leckerste Schwarzbrot in ganz Schweden gekauft.
Stop: Stenshuvuds Nationalpark, Kivik/Skåne: Angeblich ist hier Schwedens größter Hainbuchenwald beheimatet. Gut, der ist in jedem Falle beindruckend und alt und mystisch und mit ein bisschen Regenwald-Stimmung mit all dem Nebel, Flechten, Moos und Prachtpilzen. Gerne würde ich hier noch einige Wanderungen mehr machen, aber wir wollen heute ja noch mehr sehen. Somit bleibt mir nur, allen Lesern zu empfehlen für diesen Park mehr Zeit einzuplanen als wir!
Stop Glimmingehus, Glimminge/Skåne: Angeblich ist Glimmingehus die am besten erhaltene Mittelalter-Burg Skandinaviens. Wir sind beeindruckt. Was von außen wie eine große Mietskaserne aussieht, ist innen umso beindruckender: alte Kellergewölbe, dicke Mauern, Fensternischen und viel düstere Stimmung. Alles sehr mittelalterlich.
- Stop: Ales Stenar, Löderup/Skåne: Angeblich einer der größten erhaltenen Schiffssetzungen Skandinaviens (mächtig große Steine in der Form eines Schiffes angeordnet, die wahlweise eine Grabanlage oder
ein Sonnenkalender sein sollen). Geparkt wird am besten am pittoresken Hafen von Kåseberga. Hier wollen wir später noch einen Happen essen. Der steile Spazierweg hoch lohnt sich, hat man doch einen zu schönen Blick auf den Hafen. Unseren genialen Plan, möglichst spät am Tage hier aufzuschlagen, um womöglich alleine um die Hinkelsteine zu wandern, haben wir leider mit den übrigen Touristenmassen geteilt. Wenn es abends schon so voll ist, wie voll ist es
dann erst zur besten Busgruppen-Prime-Time?! Trotzdem faszinierend und die Steilküste macht auch Eindruck. Wenigstens müssen wir uns nicht um einen Tisch im ausgesprochen stylischen aber dennoch bezahlbaren Café & Bistro i Kåseberga kloppen. Die Touristenmassen strömen nicht zum Hafen, sondern zum großen Parkplatz am Ortseingang. Selber schuld, verpassen sie doch leckerste Fish&Chips mit Chili-Aioli und Lachsburger mit Avocado.
So Skåne, wir haben fertig mit deinem Kessel Buntes an Sehenswürdigkeiten! Morgen soll die Sonne scheinen, da wird am Strand gechillt.
Tag 5
Ein sonniger Tag, den wir mit einer tollen Fahrrad-Tour auf einem kleinen Stückchen des Sverigeleden verbringen und noch mit einer Portion Strand abrunden. Dabei kommen wir auch am Ystad-Camping vorbei. Den begucken wir uns von außen und beschließen einhellig, dass uns Nybrostrands um Längen besser gefällt. Der Ystad-Camping ist riesig verglichen mit unserem Kleinod, zu Fuß sind es sicher nochmal 10 Min. zum Strand mit der Hauptstraße dazwischen und der Strand ist auch nicht berauschend, da mit Betonbunkern bestückt. Nö, nö, nö, da radeln wir lieber weiter.
Tag 6
Heute klingelt der Wecker früh und auch an ein Frühstück verschwenden wir keine Zeit. Der avisierte Campingplatz in Karlskrona ist voll und nur wenn wir früh aufschlagen, haben wir die Chance auf einen der nicht reservierbaren Plätze – FALLS (!) jemand abreist. Puh, ganz schön viele „wenns“, „vielleichts“ und „falls“ für meinen Geschmack – also: ab-dafür… ähm, wäre da nicht der rechte Wohnwagenreifen, der meiner Meinung nach ganz schön platt aussieht. Die im Gepäck befindliche Fahrradpumpe mit Manometer bringt Gewissheit: lausige 2 bar… Dann heißt es wohl erstmal ordentlich pumpen, denn weit kommen wir damit nicht. Ächz! 10 Min. später sind wir on-the-road und auch den Vildpark klemmen wir uns. Keine Zeit!
Um 11.30 sind wir am Dragsö Camping in Karlskrona und halten eine bange Dreiviertelstunde später beseelt den Schlüssel zum Stromkasten des Platzes mit der Nr. 95 in der Hand. „The best site of all…“ hat uns die nette Dame an der Rezeption konspirativ zugeraunt und übertrieben hat sie nicht. Der Stellplatz ist zwar nicht riesig aber die Aussicht ist Bombe. Wir stehen direkt am Wasser, haben einen kleinen Steg vor der Tür, einen tollen Blick auf die Stadt und ab und zu kommt auch mal ein Böötchen vorbei.
Dragsö Camping hat mehrere Badestellen. Wir testen direkt mal eine und stellen fest, dass die Ostsee hier in der Bucht doch gleich mal ein paar Grad wärmer ist.
Tag 7
Es gibt hier nicht nur eine tolle Aussicht, es lässt sich von hier aus auch ganz wunderprächtig mit dem Rad hinein in den Ort fahren. Keine 10 Min. und wir sind mittendrin im Städtchen, das zum Unesco Weltkulturerbe zählt und in dem es sich famos von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit radeln lässt. Wer besser packt als wir, kann sogar nach einem eventuellen Besuch des Marinemuseums auf Sturmholmen an der benachbarten Badestelle eine Schwimmpause und einen eleganten Köpper vom 5m-Brett einplanen.
Tag 8
„Es könnte alles so einfach sein – isses aber nicht!“…
… sangen schon die Fantas und treffen damit den Nagel auf den Kopf. Einfach wäre: den Check-out bis 12.00 Uhr voll auszunutzen und entspannt zu frühstücken, entspannt die Campingmöbel und Markise abzubauen, entspannt noch ein paar nette Fotos zu schießen für den Blog und unseren Bro entspannt gen Öland zu ziehen. Warum das alles nicht so einfach ist, bringt unsere Kurze gut auf den Punkt:
„Der Reifen vom Bro sieht aber ziemlich platt aus!“
Och nö, hatten wir das nicht schon vor zwei Tagen? An das Thema müssen wir dann wohl mal mit fachlicher Unterstützung ran. Der Mann bemüht schon mal Handpumpe und Muskelkraft, während ich an der Rezeption nach der nächsten Werkstatt frage. Nur 15 Min. entfernt befindet sich eine Reifenwerkstatt – wenigstens etwas! An der Werkstatt angekommen machen sich die Kenntnisse der Gebärdensprache mal wieder bezahlt – entgegen landläufiger Meinung, sprechen nicht alle Schweden fließend Englisch – und mittels Händen und Füßen, erklären wir unser Problem. Das Rad wird abmontiert und nach einem schönen Tauchbad erklärt „Mann“ uns mit Händen, Füßen und aufsteigenden Blubberbläschen, dass wir ordentlich Suppe hatten, denn nicht der Reifen, sondern die Felge unseres 1-Jahr (!) alten Wohnwagens hat einen Riss. Wie uns dann ebenfalls gestenreich und mit einem international verständlichen „wumm“ sehr schön dargestellt wird, kann sich so eine defekte Felge
bei höheren Geschwindigkeiten zu einer ziemlichen Spaßbremse entwickeln. Das Glück bleibt uns hold: im Fundus der Werkstatt befindet sich eine gebrauchte Felge, auf die unser intakter Reifen aufgezogen wird. Wir werden moderate 600 SEK (ca. 60€) los und können weiter nach Öland fahren.
In Borgholm auf Öland angekommen, lässt einen die Anfahrt zum Campingplatz Kapelludden erstmal stutzen. Die Nachbarschaft versprüht etwas Industrie-Charme. Wir wollen schon wieder umdrehen, entschließen uns dann aber, doch wenigstens erstmal zu gucken. Nach hinten raus sieht der Platz dann auch sehr schön aus und wir bleiben doch.
Der Regen hört auf, die Sonne kommt raus, der Reifen ist heil und wir freuen uns auf die zweite Schwedenwoche.
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