Unsere zweite Woche in Schweden reicht von Wikingern über Prinzessinnen bis Pippi Langstrumpf. Wir erobern die schwedische Hauptstadt, schunkeln am Königspalast, gucken ein gesunkenes und wieder geborgenes Schiff an und wandeln auf kriminellen Spuren.
Hinweis: Dieser Blogpost enthält unbezahlte Werbung durch Nennung von Marken.
Über eine Woche touren wir bereits durch Südschweden. Die erste Woche führte uns über Ystad nach Karlskrona und weiter nach Öland. Bislang haben wir unsere geplante Route einmal leicht angepasst und geniessen die Freiheit spontan sein zu können.
Tag 9
1,5 Stunden Fahrzeit zum Ausflugsziel – die Navi-Anzeige zeigt uns unverblümt, warum wir in der ursprünglichen Phase der Routenplanung einen zentral gelegenen Campingplatz in der Inselmitte rausgesucht hatten. Dann wurde aber der Ort Borgholm so hochgelobt, dass wir uns umentschieden haben. Jedoch liegt Borgholm von der Ölandsbron – der Brücke, die von Kalmar nach Öland reicht – ein ganzes Stück weiter Richtung Norden. Entsprechend werden wir jetzt abgestraft, als wir uns auf den Weg zur Südspitze, der nur 16 km breiten dafür aber 137km langen Insel machen.
Egal, der Weg ist das Ziel und die Fahrt wird kurzweilig dank der gefühlt 396 Windmühlen an den wir vorbei fahren – 400 Windmühlen gibt es auf Öland. Unser Ziel ist Eketorp Borg. Eine alte Befestigungsanlage (errichtet ca. 300 n.Chr.), deren Besuch insbesondere die Kinder maximal für die lange Anfahrt entschädigt. Neben einem interessanten Museum wird ein kindgerechtes Programm geboten: Schweden in altertümlicher Kleidung stellen das Dorfleben nach, es dürfen Brotfladen gebacken, Kettenhemden angezogen, Pfeile verschossen und Amulette gegossen werden. Doll!
Eigentlich will ich ja noch zum Langen Jan, dem höchsten Leuchtturm Skandinaviens (da war es wieder das Superlativ), aber wir haben gebummelt und es ist schon spät. Den Langen Jan heben wir uns für das nächste Mal auf, denn das kommt bestimmt.
Entlang der Westküste sind wir gekommen, zurück fahren wir entlang der Ostküste. Weniger Windmühlen, dafür mehr Abwechslung durch die vielen kleinen Ortschaften. An der Glashytta von Robert Oldergaard legen wir eine spontane Vollbremsung hin und schlendern über das liebevoll restaurierte Gehöft mit seinen Ausstellungsräumen. Für einen Tageskurs in Glaskunst ist es leider etwas spät, dafür verliebe ich mich spontan in einen grüne Glasschale und steige um ein schönes Andenken reicher wieder ins Auto.
Tag 10
Heute radeln wir nur ein wenig durch Borgholm, entlang der Princess-Estelle-Promenad zum Schloss Solliden. Hier residieren ja die königlichen Hochwohlgeborenen im Sommer. Kann ich gut verstehen – würde ich auch machen als königliche Hochwohlgeborene. Die €40 Eintritt für den Besuch des königlichen Gartens finden wir dann aber auch recht königlich. Nö, die investieren wir lieber in ein paar königliche Zimtschnecken mit Kaffee und in ein bisschen königliches Gefühl zum Mitnehmen aus dem Souvenir-Shop. Um dem Ganzen noch ein weiteres Krönchen aufzusetzen kann ich verzückt feststellen, dass der königlich ausgewählte Glaskünstler am Platze, eben jener ist, bei dem wir gestern ein kleines königliches Vermögen gelassen habe. Wir haben offenbar einen wahrhaft königlichen Riecher.
Um dem ganzen königlich sein auch mal wieder ein Ende zu setzen, gehen wir in Borgholm erstmal ganz burgerlich – äh – bürgerlich essen. In Ebbas Café kann man wunderbar das Treiben in der Fußgängerzone beobachten und mittels leckerer Burger für die notwendige Aufstockung des Kohlenhydrat-Vorrats sorgen.
Schließlich wollen wir den Sonnentag ja noch im Pool beenden und müssen für die kühlen Temperaturen gewappnet sein: Denn wer glaubt, bei durchschnittlich 20 Grad Außentemperatur und steifer Brise wird der Campingplatz-Pool geheizt, schätzt die Lage einfach völlig falsch ein. Die Schweden sind ganz anders im Nehmen – nur die Harten kommen in den Pool…brrrr!
Tag 11
Heute geht es von Karlskrona nach Vimmerby. Hier sollen die Kinder das Kommando übernehmen, denn die oberste Priorität ist hier die Astrid Lindgren Värld.
Drei Campingplätze gibt es in der Umgebung der Astrid Lindgren Värld. Wir steuern zunächst Vimmerby Camping am Nossensee an und drehen eine verhaltene Runde über den Vorplatz. Auf den ersten Blick fühlen wir uns nicht so richtig abgeholt. Also weiter zum zweiten Platz, dem Astrid Lindgren Värld Camping & Stugby. Dieser liegt zwar unmittelbar neben der Erlebniswelt, erinnert jedoch mehr an einen großen Parkplatz und kann uns auch nicht zum Bleiben bewegen. Also ab zum dritten Platz, Björkbacken Camping, der wiederum ist nicht mehr als eine große Wiese neben der Hauptstraße. Also alles wieder zurück auf Anfang – ab zu Nummer Eins und noch mal in Ruhe gucken. Ein schlechtes Gewissen beschleicht uns, dass wir ihn zu Beginn so geschmäht haben – eigentlich ja doch ganz nett hier.
Abends noch ein Bierchen am See und die Welt ist in Ordnung.
Tag 12
War die Welt gestern nicht noch in Ordnung? Ja, bis 21.00 Uhr ca. – dann steigerte sich der Zahnschmerz von einer unangenehmen Randerscheinung der letzten 10 Tage zu einem ausgewachsenen Störenfried. Selbst die Ibu-Droge mit der er sich so schön in Schach halten ließ, ignoriert er nun völlig. Verdammte Resistenzen! Bis 3.30 Uhr lieg ich wach und beschließe noch ein ungeplanten Sightseeing-Punkt mit auf die Liste zu nehmen: die örtliche Zahnklinik. Ich würde sogar das heutige Spaßprogramm auf Eis legen und so einen Kampf mit meinen zwei wilden Bestien riskieren. Muss ich aber gar nicht: Die Zahnfeen haben erst um 16.00 Uhr Zeit für mich und wer weiß, vielleicht lasse ich mir den Zahn auch bis dahin von Pippi mit der Hoppetosse rausziehen?
Also doch alle Mann los zu Ronja, Nils Karlson Däumling und Co. – super Ablenkung! Die Astrid Lindgren Värld ist etwas für Groß und Klein. Den Besucher erwarten hier keine wilden Fahrgeschäfte, sondern Bücherwelten, die mit besonderer Detailliebe (mein persönliches Highlight: die Brüder-Löwenherz-Kulisse) zum Leben erweckt werden. Alles darf angefasst, bespielt und erlebt werden.
Über den Tag und auf dem Gelände verteilt gibt es jede Menge kurzweilige Aufführungen mit allen Charakteren der Astrid Lindgren Bücher. Es wird ausschließlich schwedisch gesprochen, aber wer die Bücher gelesen hat, kann der Handlung trotzdem gut folgen. Nach jeder Aufführung stürmen die Kinder die Kulissen und erobern die Villa Kunterbunt, den Katthult-Hof oder die Mattisburg. Ein bisschen kostet der Spaß: für eine Familie (2 EW, 2 KI) haben wir €146 gelassen, aber das war es wert.
Am Nachmittag mach ich mich auf zu meinem ganz persönlichen Spaßprogramm: Zahnarztbehandlung auf schwedisch – Yeah!
Allerdings dauert der wilde Ritt – Wurzelbehandlung inklusive – keine 40 Min. und ich bin pünktlich wieder zurück im Kirschblütental, um zu sehen wie die Brüder Löwenherz dem gefährlichen Drachen den Garaus machen.
Tag 13
Auf nach Stockholm! Wir springen noch kurz in den Nossen-See und machen uns maximal erfrischt auf den Weg zum nördlichsten Punkt unserer Reise: Stockholm. Unser Ziel ist der Bredäng Camping im gleichnamigen Stadtbezirk Stockholms. Der Anflug durch die Hochhausschluchten führt uns gleich wieder vor Augen, dass wir zurück in der Großstadt sind. Der Platz selber ist dann aber überraschend grün und weitläufig. Wir haben heute ziemlich gebummelt, daher passiert nicht viel und wir gehen zeitig ins Bett. Schließlich wollen wir ja morgen fit für die schwedische Hauptstadt sein.
Tag 14
Der Bredäng Camping zeigt seine Vorzüge: nach nur 10 Min. Fußweg sind wir schon an der U-Bahnstation. Für jeden Kopf ein Tagesticket gelöst (2 EW, 2 KI: €47) und nach 20 Min. in der Innenstadt. Perfekt – so muss ein Stadtcampingplatz gelegen sein!
Erstmal frühstücken im Szenebezirk von Stockholm – Södermalm. Was in Berlin der Mitte-Kiez und in Hamburg die Schanze ist, ist wohl in Stockholm der Bezirk Södermalm. Ich fühl mich kurzzeitig nach Hause versetzt, nur gibt es hier die besseren Zimtschnecken und eindeutig noch mehr Fahrräder. Allerdings stellen auch vier eingefleischte Großstadtpflanzen schnell fest, dass die schwedische Großstadt gleich wieder viel lauter und hektischer ist. Ich würde es trotzdem nicht missen wollen, denn hier erleben wir Schweden noch einmal ganz anders als auf unserer bisherigen Route.
Aber auch das obligatorische Touri-Programm darf nicht zu kurz kommen. Also reihen wir uns mit gefühlt 1000 anderen Touristen pünktlich um 12.00 Uhr vor dem Königlichen Palast auf, um die traditionelle Wachablösung zu beobachten. Puh, hier sind Nerven gefragt. Keiner der Erwachsenen in den vorderen Reihen ist bereit, über zwei Kinder hinweg zu schauen, von denen das Größte mickrige 1,30 m misst. Da wird geschubst und gedrängelt was das Zeug hält. Also ziehen wir uns wieder zurück und schultern die beiden Kurzen. Ächz! Aber das Spektakel ist es wert und am Schluss – ich mag meinen Ohren kaum trauen – wird die ernste Zeremonie von der berittenen Blaskapelle durch eine ABBA-Einlage gekrönt. Wir schunkeln und jubeln mit der Menge. Sich selbst nicht so ernst nehmen, das können die Schweden ja – einfach zu sympathisch!
Durch die Altstadt wandern wir Richtung Djurgåden, der Vergnügungs- und Museums-Insel Stockholms. Wir setzen mit der Fähre (hier gilt auch das Tagesticket des Stockholmer Nahverkehrs!) über und bestaunen das Kettenkarussell, das sich in schwindelerregende Höhen schraubt. Neben dem Vergnügungspark Gröna Lund bietet Djurgåden jede Menge Museen für Groß und Klein. Wer z.B. nicht den Abstecher in die Astrid Lindgren Värld geschafft hat, kann hier das Junibacken besuchen. Dieses Museum widmet sich der schwedischen Kinderliteratur und entsprechend auch den Büchern von Astrid Lindgren.
Wir waren aber bereits bei Pippi & Co daher steuern wir zielgerichtet das Vasa-Museum an. Der Eintritt für Kinder ist frei, das war uns nicht bekannt und hebt die Stimmung schon mal gleich vorne weg.
Und während wir uns noch im Dustern orientieren und das riesige Schiff bestaunen ertönt eine freundliche Ansage, dass es gleich eine Führung in Deutsch durch das Museum gibt. Ach, das machen wir mit und erfahren jede Menge über dieses mehr als 300 Jahre alte Kriegsschiff. Auch die Kinder sind sehr angetan von dem alten Kahn, der hunderte Jahre unter Wasser lag und dank einer ausgeklügelten Restaurierungstechnik so einzigartig erhalten ist. Aber eine extra Jacke kann nicht schaden – brrr – ganz schön frisch hier.
Länger halten wir uns nicht mehr auf Djurgåden. Wir haben Hunger und suchen nach einer schönen Touri-Nepper-Pinte mit Kötbullar und Lachs. In Gamla Stan, der pittoresken Altstadt Stockholms, werden wir schnell fündig. Das Restaurant C&C ist so richtig schön Touri-mäßig, fährt allerdings ein Top-Essen auf und die Stimmung erreicht dank leckerster Fleischklösschen ihren Höhepunkt.
Wir wandern weiter durch die Gamla Stan vorbei am Reichstag in Richtung Hauptbahnhof und fahren schließlich müde aber selig zurück zum Campingplatz.
Tag 15
Diesen Extratag in Stockholm haben wir uns erkauft, indem wir nur drei statt vier Nächte auf Öland waren („Hello“ Spontanität und „Tschüss“ olles Wetter). Also ab in den Schärengarten! Am Schiffsableger angekommen sehen wir jedoch, dass wir für eine richtige Schärfenfahrt sechs Stunden einkalkulieren müssen. Ein Blick in die Kindergesichter signalisiert mir „Och nöööö!“. Gut, dann also quick & dirty. Einmal Vaxholm und zurück. Das ist jeweils eine schöne Kaffeestunde Fahrt und passt für alle Beteiligten. Würde das Wetter jetzt noch mitspielen, wäre es noch schöner. Aber Viveca Sten’s Schärentote konnten sich ihr Wetter auch nicht aussuchen und somit wandle ich auf den Spuren meiner aktuellen Lieblings-Krimireihe und bin froh.
Wir verabschieden uns von Stockholm aber nicht von Schweden. Morgen geht es an Schwedens zweitgrößten See – den Vättern! Mal sehen was uns da noch so erwartet.
Hej, Hej Stockholm!
Zu Teil drei der Schweden-Trilogie geht es hier.
[…] ist. Wir haben haben in unserer ersten Woche schon Ystad, Karlskrona und Öland gesehen. In der zweiten Woche haben mit Pippi und Co viel Spaß gehabt und in Stockholm mal wieder Großstadtluft geschnuppert. […]
LikeGefällt 1 Person
[…] class=“dropcap“>W</span>enn der einzige Grund des Besuches von Vimmerby darin besteht, die Astrid Lindgren Värld zu besuchen, dann möchte man natürlich auch so dicht wie […]
LikeLike
[…] Der Regen hört auf, die Sonne kommt raus, der Reifen ist heil und wir freuen uns auf die zweite Schwedenwoche. […]
LikeLike