Es war einmal ein kleiner Angsthase. Der scheute sich auf längeren Strecken Station auf Autobahnraststätten zu machen, um dort die nötige Mütze Schlaf für die Weiterfahrt zu tanken. Er wollte nicht im Dunkeln zwischen LKWs herumirren, um einen passenden Stellplatz zu finden. Er wollte gerne richtige Toiletten und im Idealfall eine Möglichkeit einen Happen zu essen. Dieser Angsthase bin ich.
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Allerdings gibt es einen entscheidenden Vorteil im Umgang mit Ängsten: Wenn man weiß, wie man damit umzugehen hat! In diesem Fall ist die Lösung recht einfach: Sie heißt „Transitplätze“! Auf längeren Strecken suche ich mir Campingplätze aus, die nach Möglichkeit die folgenden Kriterien mitbringen:
- sie liegen in der Nähe von Autobahnen
- sie bieten die Möglichkeit angekuppelt zu stehen
In der Regel sind diese Plätze im Vergleich zu vollausgestatteten Campingplätzen eher bescheiden in der Ausstattung, aber dafür auch vergleichsweise günstig. Bei mir laufen sie unter der Kategorie Transitplätze, obwohl sie sich selber womöglich nicht unbedingt als solche bezeichnen würden.
Über eine Instagram-Bekanntschaft bin ich so z.B. auf den Bauerkeller bei Greding gestoßen. Direkt neben der A9 gelegen, mit einem Restaurant, das bodenständige Leckereien im Angebot hat und in direkter Nachbarschaft einen schönen Wald, um sich noch einmal ordentlich die Beine zu vertreten. Ein toller Transitplatz auf dem ein Caravaner zu einem wirklich fairen Kurs übernachten kann. Und das finde ich dann eben auch nicht ganz unwichtig. Durchreisende stehen in der Regel nicht länger als 12-15 Stunden. Wie die Zugvögel kommen sie meist am Nachmittag oder Abend und ziehen am frühen Morgen auch direkt wieder weiter. Da finde ich eine moderate Preisgestaltung nur fair. Ich habe auch kein Problem mit unterschiedlichen Tarifen, sobald ich den Stellplatz mehr als 15 Stunden in Anspruch nehme.
Ja, der Bauerkeller ist toll, aber obwohl wir hier auf der Durchreise an den Gardasee übernachten wollten, geht es heute nicht um den Bauerkeller in Greding sondern um den Campingplatz Seehamer See.
Denn an diesem Tag ist uns der Reiseverkehr wohlgesonnen und wir rutschen nur so durch und ehe wir es uns versehen, sind wir auch schon an München vorbei. Die Campingplätze an der Autobahn A8 sind ja eher rar gesät und so haben wir zwischen München und Kufstein nur zwei Alternativen, die beide jeweils am Seehamer See liegen. Unsere erste Wahl den Camping Groß-Seeham können wir leider telefonisch nicht erreichen und so rollen wir gegen 19 Uhr bei der Konkurrenz dem Camping Seehamer See auf den Platz. Der ist bereits gut gefüllt mit Wohnwägen und Wohnmobilen. Wir melden an, dass wir gerne angekuppelt stehen möchten und werden zügig zu einem Platz dirigiert. Schließlich stehen wir in einem interessant geknickten 70 Grad Winkel, mit dem Caravan dicht an einer Hecke, sehr dicht an unseren linken und rechten Stellplatznachbarn, die uns ganz verschreckt anschauen und noch dichter an zwei Begrenzungen, die jeweils aus einem bepflanzten Autoreifen bestehen. Eine Ölsardine kann sich nicht anders fühlen und ein morgendlicher unauffälliger Frühstart kann in der Position so gar nicht funktionieren. In der Bemühung uns noch ein wenig besser auf dem engen Platz auszurichten, streifen wir mit dem Caravan einen der Begrenzungsreifen und biegen uns die Kederschiene auf. Die Stimmung erreicht ihren unmittelbaren Höhepunkt.
Also, noch einmal ab zur freundlichen Campingplatz-Angestellten und noch einmal die Info platziert, dass wir morgen wirklich ganz früh losfahren werden. Das heißt angekuppelt stehen und aus dem Stand raus los. Auf dem uns zugewiesen Platz leider unmöglich. Gut, dann werden sie uns auf dem zweiten Platzteil – ein Stück die Straße runter – platzieren. Also abkuppeln, rausmovern, ankuppeln und ein Stück die Straße runter. Ah, sieht doch schon ganz anders aus hier. Wie wir im Laufe des Abends feststellen werden, wird auch hier versucht den Platz maximal zu belegen, aber wir haben definitiv mehr Raum als vorher. Na, das war ja holprig, aber eine nötige Vorgeschichte für den Rest dieses Bro-Tests.
Lage
Der Camping Seehamer See liegt ca. 40 Minuten südwestlich von München direkt an der A8 und ist quasi benachbart zum Rastplatz Seehamer See. Entsprechend ist die Geräuschkulisse auch in der Nacht, die man aber bei einem Transitplatz wohl billigend in Kauf nimmt. Der See ist fußläufig über die Straße erreichbar. Der Zugang kann jedoch nur über das Gasthaus erfolgen, da er ansonsten durch Zäune abgesperrt ist.
Für einen Ferienplatz ist die Lage also eher bescheiden, für einen Transitplatz gut. Daher 2,5 von 5 Punkten.
Stellplätze
Überraschenderweise sind 50% der Stellplätze durch Dauercamper belegt. Das könnte ich mir ja idyllischer vorstellen, als so direkt neben der Autobahn, aber Jedem das Seine. Die Touristenstellplätze sind auf Durchreisende ausgelegt und zumindest auf dem Hauptplatz enger als eng kalkuliert (siehe Vorgeschichte). Da muss echter Mut zur Lücke bestehen oder eben die Not, doch abzukuppeln und mit sanftem Händchen und viel Feingefühl raus aus der Sardinenbüchse. Gefühlt werden einem da nicht mehr als 25 – 30 qm zugestanden. Auf dem zweiten Platzteil waren es dann ca. 40qm, also auch nicht sehr üppig. Hier war allerdings die Begrünung schön und auch der Rasen recht gepflegt.
Die Enge bleibt hängen (auch an unserer Kederschiene) – wir können hier nur 2 von 5 Punkten vergeben.
Ausstattung
Der Platz bietet ein Gasthaus, das zwischen den beiden Platzteilen an der Straße liegt. Hier ist auch die Liegewiese für den See. Ein kleiner Kiosk ist vorhanden.
Je Platzteil gibt es zwei Servicehäuser mit Sanibereich und Außenspülgelegenheiten.
Wir vergeben 2 Punkte.
Sani
Hier gibt es jetzt mal die Möglichkeit für Punkte: die Sanihäuser sind recht modern und auch sauber. Was ist allerdings auszusetzen an Toilettenpapier? Ich dachte, die Zeiten in denen ich mit einer Rolle über den Platz laufen muss, wären vorbei? Nein, es gibt offenbar trifftige Gründe diese Tradition aufrecht zu erhalten. Allerdings wird man beim bezahlen auf diesen Umstand hingewiesen und es wird auch eine Gratisrolle angeboten, aber wenn ich nicht daran denke und ohne auf die Toilette marschiere, schau ich ganz schön doof aus der Schüssel… Nee, das find ich doof!
Geduscht wird mit Münzen. Hier habe ich leider versäumt mich über Preis und Dauer zu erkundigen. Zu überrascht war noch von der Info mit der Klorolle.
Ein extra Punkt für Sauberkeit: in Summe 2,5 Punkte.
Preis
Und hier kommen wir dann zum eigentlichen Kernpunkt: Für eine Übernachtung (1 Caravan, 2 EW, 2 KI, Strom, Ankunft 19 Uhr, Abreise in den frühen Morgenstunden) haben wir sage und schreibe €37,00 bezahlt. Das sitzt! Achtung Vergleichskurs Bauerkeller: €17,50.
Der hier erst kürzlich bewertete Platz Havelberge mit allem Schnipp und Schnapp ist günstiger. Ich bin nach wie vor fassungslos. Sind das besondere Münchener Speckgürtel-Preise? Nein, unter den gegebenen Umständen und Stellplatzgrößen (mit der Klorolle fange ich gar nicht erst wieder an) finde ich das überteuert und unangemessen.
Bro-Bewertung
- Lage: 2,5/5
- Stellplätze: 2/5
- Ausstattung: 2/5
- Sani: 2,5/5
- Gesamt: 2,3/5
Camping Seehamer See, Hauptstraße 32, 83629 Weyarn, www.seehamer-see.de
[…] das liegt mehr an unserer Bockigkeit mit dem Campingplatz als am mangelnden Angebot. Aber dazu in diesem Post mehr. Nichts was ein kühles Blondes bei Kerzenlicht nicht richten könnte und wo kämen wir denn […]
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